In einer Welt, die sich ständig weiterentwickelt und zunehmend von digitalen Technologien durchdrungen wird, ist es unvermeidlich, dass sich auch unser Bildungssystem an diese Veränderungen anpasst. Die Digitalisierung hat längst Einzug in unser Klassenzimmer gehalten und prägt die Art und Weise, wie Lehrkräfte unterrichten und Schüler*innen lernen.
Doch was bedeutet dieser Paradigmenwechsel eigentlich für den Lernerfolg der Schüler*innen? Ist die Integration digitaler Tools und Medien tatsächlich ein Segen für die Bildung oder birgt sie auch Risiken und Herausforderungen?
In diesem Artikel werden wir uns eingehend mit der Frage beschäftigen, wie sich die Digitalisierung im Unterricht auf den Lernerfolg der Schülerinnen auswirkt. Begleite uns dabei auf einer spannenden Reise durch die digitalen Landschaften des modernen
Unterrichts und lass uns gemeinsam erkunden, wie wir die Chancen der Digitalisierung ergreifen können, um die Bildung der Schülerinnen nachhaltig zu fördern.
DIE LERNMOTIVATION
Der Lernerfolg der Schüler*innen hängt vor allem mit der Motivation zusammen. Wie motiviert sind die Schüler*innen etwas Neues zu lernen und unterschiedliche Dinge auszuprobieren?
Wichtig dabei ist die intrinsische Motivation. Diese beschreibt nicht den Wunsch nach einer positiven Leistung in Folge einer Lernhandlung, sondern die Schülerinnen sind emotional daran beteiligt und empfinden Spaß und Freude an der Lernhandlung selbst (vgl. Bialecki 2014, S. 6).
Die Forsa-Umfrage im Rahmen der scoyo-Studie zeigt, dass 45% der Schüler*innen am meisten Freude daran haben, wenn sie mit digitalen Medien, wie Computern, Smartphones oder Tablets lernen und arbeiten dürfen (vgl. Bialecki 2014, S. 15). Das liegt daran, dass die digitalen Medien alle Sinne, wie Kopf, Herz und Hand ansprechen und somit die verschiedenen Regionen im Gehirn anregen (vgl. Bialecki 2014, S. 15).

Der Spaß und die Freude einer Lernhandlung, können vor allem durch das selbstständige Arbeiten und dem dadurch erweckten Gefühl von Kompetenz, Eigenverantwortung und Selbstbestimmung angeregt werden. Dementsprechend wirkt sich dies motivierend auf die Schülerinnen aus und hat einen Einfluss auf den Wissenszuwachs (vgl. Conradty 2011). Der Einsatz digitaler Medien und Werkzeuge kann den Unterricht somit auf vielfältige Weise bereichern und erweitern. Sie ermöglichen es Lehrkräften, ihren Unterricht interaktiver und anschaulicher zu gestalten, unterschiedliche Lernstile und -geschwindigkeiten zu berücksichtigen und den Schülerinnen neue Möglichkeiten zur aktiven Teilhabe und zum selbstgesteuerten Lernen zu bieten. Hinzu kommt, dass digitale Medien Lerninhalte spielerisch vermitteln und verschiedene Sinne der Schüler*innen gleichzeitig ansprechen (vgl. Bialecki 2014, S. 17). Auch im Hinblick auf die Differenzierung der Lerngruppe, können digitale Medien die Lehr- und Lernumgebun- gen unterstützen (vgl. KMK 2021, S. 5). Sie „ermöglichen im besonderen Maße eine Begleitung und Unterstützung von Lernprozessen in einem weiten Verständnis von In- klusion“ (KMK 2021, S. 5).
Laut der Hattie-Studie (2009) hat der Einsatz von Computern einen höheren Effekt (d~0.37) darauf, dass Schüler*innen ihren eigenen Lernprozess kontrollieren können,
indem sie die Möglichkeit dazu haben, Aufgaben zu wiederholen und ihre eigene Lerngeschwindigkeit bestimmen können (vgl. Herzig 2014, S. 18). Digitale Medien können nicht nur in Einzelarbeit von Vorteil sein, denn auch das Peer Learning kann durch Einbettung digitaler Medien in Arbeitszusammenhängen unterstützt werden (vgl. Herzig 2014, S. 19). Dadurch kann auch die soziale Motivation gefördert werden.


DER LERNERFOLG
„Der Lernerfolg wird in der Regel als Wissenszuwachs, verbesserte Problemlösungsfähigkeit oder bessere Transferfähigkeit definiert“ (Herzig 2014, S. 12). Dieser hängt allerdings nicht allein mit dem Interesse am Lernstoff zusammen, sondern auch die Rolle der Lehrkraft ist dafür maßgeblich entscheidend. Du als Lehrkraft musst abwägen können, wann es sinnvoll ist, auf digitale Medien zurückzugreifen, um einen Lehr-Lern-Prozess zu erreichen (vgl. KMK 2021, S. 9). Im Zentrum steht, dass eine kognitive Aktivierung stattfindet, die Lerninhalte strukturiert dargestellt werden und eine konstruktive und adaptive Unterstützung vorhanden ist (vgl. KMK 2021, S. 7).
Fragen, die einen dabei unterstützen können, sind zum Beispiel: Welche Erkenntnisse haben die Schüler*innen tatsächlich durch die Verwendung der digitalen Medien gewonnen? Welche Fähigkeiten verbessern sich eher durch den Einsatz digitaler Medien und wel- che könnten vernachlässigt werden? Denn „je größer die Faszinationskraft digitaler Medien für Lehrer und Schüler ist, umso wichtiger wird ihre bildungstheoretische Reflexion“ (Meyer/Junghans 2019, S. 3).
„Digitale gestützte Lehr-Lern-Prozesse sollten daher unter anderem jene Kompeten- zen fördern, die den Lernenden eine mündige, souveräne und aktive Teilhabe an der digitalisierten Lebens- und Arbeitswelt ermöglichen“ (KMK 2021, S. 6). Wichtig für den Lernerfolg ist nämlich die Qualität der pädagogischen und didaktischen Gestaltung des Unterrichts durch Integration digitaler Medien (vgl. Kunkel/Peschel 2020, S. 460). Werden demnach die digitalen Medien sinnvoll in den Unterricht eingesetzt, ergibt sich daraus ein beträchtlicher pädagogischer Mehrwert.
Die Selbstregulation, die die digitalen Medien ermöglicht, wie „sich selbst Ziele zu setzen, den eigenen Lernweg zu planen, ihn selbstständig zu beschreiten und den Lern- erfolg zu kontrollieren“, kann allerdings nur gestärkt werden, bei einem regelmäßigen Feedback in Kleingruppen oder in der Klasse zum Lernerfolg (Meyer/Junghans 2019, S. 50). Denn durch das Feedback können die Schüler*innen verstehen, was sie gut machen und wo sie sich verbessern können, oder wie sie die digitalen Medien anders
nutzen können, sodass es zu einer Steigerung ihrer Leistung führen kann. Die Selbstregulation kann durch das Feedback auch zu einer Selbstreflexion führen, bei denen die Schüler*innen anschließend ihre eigenen Fortschritte verfolgen und eigenständig verbessern können. Dies nennt man „Metakognition“ und hat einen enormen Einfluss auf den Lernerfolg der Schüler*innen (vgl. Meyer/Junghans 2019, S. 50).
MAßNAHMEN
Wichtig zu erwähnen ist, dass die Schüler*innen „im Umgang mit digitalen Medien begleitet werden [müssen] und (…) Unterstützung [benötigen]“ (Kunkel/Peschel 2020, S. 457, Hinz. d. Verf.). Denn laut Forschungsergebnissen kann „ein automatisches und souveränes Handeln mit Medien nicht vorausgesetzt werden“ (KMK 2021, S. 7). Daher ist es sinnvoll, vor dem Einführen der digitalen Medien in den Unterricht, eine Stunde zu planen, in der es ausführlich um das Nutzen der Tablets, Computer, aber auch um verschiedene Apps zum Lernen geht. Dort können die Schülerinnen ausprobieren, mit welchen digitalen Medien sie gut arbeiten können und welche Möglichkeiten sie bieten. Vor allem aber sollten Regeln besprochen werden, wie sie mit den Medien umgehen und arbeiten dürfen.

EINBETTUNG IN DEN UNTERRICHT
„Jedes Fach weist spezifische Möglichkeiten in der Kultur der Digitalität auf und hat somit einen Beitrag zur Auseinandersetzung mit der Digitalität zu leisten sowie einen entsprechenden Kompetenzerwerb zu ermöglichen“ (KMK 2021, S. 7). Vor allem im Sachunterricht geht es um die Lebenswelt der Kinder, weshalb es dort besonders wich-
tig ist, über und mit digitalen Medien zu lernen (vgl. Kunkel/Peschel 2020, S. 461). Allerdings muss auch hier wieder diskutiert werden, wann es sinnvoll ist, die digitalen Medien einzusetzen. Denn Kinder lernen am besten von der Natur selbst, sodass eine virtuelle Tour durch den Wald weniger zum Lernerfolg führt, als den Wald in der Realität
zu besuchen und den verschiedenen Vogelstimmen zu lauschen.
Besonders in Klassen mit einer hohen Heterogenität, kann der Einsatz von digitalen Medien sinnvoll sein. Da jeder Schüler*in eine individuelle Lernvoraussetzung hat, können die Lehr-/Lernprozesse digital unterstützt werden, indem „inhaltlich und methodisch unterschiedliche Lernpfade“ beschritten werden können (KMK 2021, S. 9). Dadurch wird sowohl die Kreativität, als auch die Individualität gestärkt (vgl. KMK 2021, S. 9).
HERAUSFORDERUNGEN UND BEDENKEN BEI DER NUTZUNG VON DIGITALEN MEDIEN
Bisher wurden viele Aspekte genannt, bei denen die Digitalisierung einen positiven Einfluss auf den Lernerfolg der Schüler*innen hatte. Allerdings gibt es auch Herausforderungen, die in diesem Abschnitt näher beleuchtet werden.
Sobald digitale Medien in den Unterricht eingebettet werden, besitzen die Schüler*innen eine hohe Motivation mit den Medien zu arbeiten und zu lernen. Es werden ihnen viele verschiedene Möglichkeiten angeboten, auf spielerische Art und Weise den Unterrichtsstoff zu lernen. Aber der hohe Motivationseffekt, auch „Novitätseffekt“ genannt, kann nach einer bestimmten Zeit nachlassen, wenn keine didaktische Planung vorhanden ist (Meyer/Junghans 2019, S. 51). Zudem kann die Nutzung der digitalen Medien zu einer „Individualisierungsfalle“ führen (Meyer/Junghans 2019, S. 50). Da jeder Schülerin für sich selbst an den digitalen Medien arbeitet und die Lehrkraft schlecht überprüfen kann, ob ein Lernerfolg stattgefunden hat. Dies geschieht erst, „wenn im nachfolgenden Unterricht Wissen und Kompetenzen vorausgesetzt werden“ (Meyer/Junghans 2019, S. 50).
Bei nicht ausreichender Aufklärung und Erklärung digitaler Medien, kann es dazu kommen, dass einige Schüler*innen die digitalen Medien nicht so nutzen, wie es eigentlich gewollt ist. Die digitalen Medien bieten viele Ablenkungsmöglichkeiten, wie soziale Medien, Spiele oder Internetrecherchen, die die Aufmerksamkeit der Schüler*innen vom
Unterrichtsinhalt ablenken können. Daher ist es wichtig, dass die digitalen Medien von der Schule gestellt werden und solche Ablenkungsmöglichkeiten nicht zugänglich für die Schüler*innen sind.
Ein anderer, sehr wichtiger Punkt ist zudem die Qualität der digitalen Medien. Du als Lehrkraft musst nicht nur abwägen, wann es sinnvoll ist, digitale Medien in den Unterricht einzubetten, sondern der Schritt vor dem Wann, ist das Was! Welche Medien sind qualitativ gut, pädagogisch wertvoll und können den Lernerfolg der Schüler*innen positiv beeinflussen? Dies benötigt viel Recherche und einen hohen Zeitaufwand, sich mit den verschiedensten Medien zu beschäftigen, da das Angebot zu digitalem Lernen, laut dem IW Consult oftmals zu unübersichtlich sei (vgl. Bertenrath 2018, S. 50). 61 Prozent der befragten Lehrkräfte stimmen überein, dass die Verwendung
digitaler Lernformate im Unterricht mit einem erhöhten zeitlichen Aufwand verbunden sei (vgl. Bertenrath 2018, S. 52). Dadurch wird schnell auf analoge Medien zurückgegriffen.
FAZIT
Obwohl belegt wurde, dass die digitalen Medien keine hohe, aber dennoch nachweisbare Wirkung auf den Lernerfolg der Schüler*innen haben, würde ich dir raten digitale Medien in deinem Unterricht zu nutzen und einzubinden (vgl. Meyer/Junghans 2019, S. 51). Denn digitale Medien können vielfältig eingesetzt werden und bieten Abwechs- lung und verschiedene Möglichkeiten für Schüler*innen, als auch für dich als Lehrkraft. Zudem wird dadurch der frontale Unterricht reduziert und ermöglicht den Schüler*innen mehr Eigenständigkeit.
Achte allerdings unbedingt darauf, welche Medien du nutzt und wie du diese in deinem Unterricht einsetzt. Wichtig ist nämlich nicht die intensive Nutzung, sondern vielmehr der Einsatz von verschiedenen Methoden und Medien, sodass die Motivation der Schüler*innen im Laufe der Zeit nicht abflacht. Auch wenn du ähnliche Lernerfolge ohne Nutzung digitaler Medien erreichen kannst, empfiehlt der Neurobiologe Martin Korte, „sich auf die neuen Lernkulturen der Kinder einzulassen und sie mit ihren Medien anzusprechen“ (Bialecki 2014, S. 15). Denn es ist wichtig, dass Kinder und Jugendliche frühzeitig einen angemessenen und bewussten Umgang mit digitalen Medien lernen. Somit solltest du die Potenziale der digitalen Medien nutzen, „um die Entwicklung fachlicher Kompetenzen aber auch digitalisierungsbezogenen und informatischen Kompetenzen zu fördern und ermöglichen“ (KMK 2021, S. 8).
Wie du nun digitale Medien in den Unterricht einbetten kannst und welche verschiede-
nen Medien es gibt, findest du in diesem Blog.

Literaturverzeichnis
- Bertenrath, Dr. Roman et al. (2018): Digitalisierung in Bildungseinrichtungen. Eine Vermessung des Digitalisierungsstands von Bildungseinrichtungen in Deutschland. Köln: IW Consult.
- Bialecki, Daniel (2014): Lernmotivation steigern. Aktuelle Erkenntnisse und Tipps aus Forschung und Praxis für das Lernen in der Schule und Zuhause. Hamburg: scoyo GmbH.
- Conradty, Cathérine (2011): Multimedial unterstütztes Lernen: Intrinsische Motivation und kognitiver Lernerfolg. Dissertation, Universität Bayreuth: Fachportal Pädagogik
- Herzig, Prof. Dr. Bardo (2014): Wie wirksam sind digitale Medien im Unterricht. Paderborn: BertelsmannStiftung.
- Meyer, Hilbert/Junghans, Carola (2019): Zwölf Prüfsteine für die Arbeit mit digitalen Unterrichtsmedien. In: S. G. Huber (Hrsg.): Handbuch Schulleitung. Neuwied: Carl Link Verlag. S. 354-380.
- KMK (2021): Lehren und Lernen in der digitalen Welt. Die ergänzende Empfehlung zur Strategie „Bildung in der digitalen Welt“. Berlin/Bonn: Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland.
- Kunkel, Carmen/Peschel, Markus (2020): Lernen mit und über digitale Medien im Sachunterricht. Entwicklung eines vielperspektivischen Konzepts zur Erschliessung digitaler Medien. In: MedienPädagogik 17, S. 455-476.